Schweres Herz

Lieber Tim,

nach unzähligen nicht abgeschickten SMS folgt hier nun der erste nicht abgeschickte Brief an dich. So oft habe ich in den letzten Wochen daran gedacht, dir zu schreiben. Getan habe ich es nicht, denn ob ich mit der Antwort umgehen kann weiß ich nicht.

Trotzdem muss ich irgendwie loswerden, wie es mir geht. Ich komme mir mittlerweile blöd vor, den Menschen zu erzählen, wie sehr du mir fehlst. Ich sehe in ihren Gesichtern, dass sie finden, ich sollte einfach einen Haken dran machen. Es ist nicht so als könnte ich das nicht nachvollziehen, denn am besten wäre es wahrscheinlich. Aber ich schaffe es nicht. Weißt du, es gibt diese Tage, da ist alles in Ordnung – da denke ich nicht an dich. Doch in letzter Zeit holt es mich immer wieder ein. Erst vor ein paar Tagen hatte ich das kleine Buch mit den Zitaten in der Hand, das du mir zum Geburtstag geschenkt hast. Ich sitze bei Sophie auf dem Sofa, und denke an den Abend, an dem wir uns kennengelernt haben. Du bist einfach überall, in meinen Gedanken und vor allem leider auch immer noch in meinem Herzen.

Was zwischen uns war, hat zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt stattgefunden. Zu einem denkbar schlechten Zeitpunkt für dich. Mich hat es einfach total erwischt, für mich war es genau der richtige Zeitpunkt. Rational gesehen, haben wir uns ein paar Mal getroffen, hatten eine sehr schöne und intensive Zeit miteinander. Ich wusste auch da, dass was auch immer passieren würde sehr viel Geduld erfordern würde. Dass du gesagt hast, du siehst uns nicht zusammen hat mich sehr verletzt, denn das Gefühl, das du mir vermittelt hast war ein anderes. Ich möchte so gerne einfach damit abschließen, aber noch immer bekomme ich dieses kleine letzte Fünkchen Hoffnung nicht los. Die Hoffnung, dass es vielleicht doch einfach nur der falsche Zeitpunkt war, und dass ein du und ich zu einem anderen Zeitpunkt wahr werden kann.

Ich weiß ich klinge naiv. Es ist nicht so als würde ich jeden Tag vor Leid vergehen. Aber du fehlst mir. Ich vermisse dein Lachen, ich vermisse deine Berührungen. Ich vermisse unsere Gespräche. Und dieses Gefühl, das ich habe wenn ich an dich denke will einfach nicht weggehen. Trotz aller schwierigen Rahmenbedingungen hat sich alles so richtig angefühlt und ich kann mich nicht daran erinnern, mich jemals so gefühlt zu haben. Das bedeutet mir so viel und auch wenn es wirklich dumm klingt habe ich das Bedürfnis herauszufinden, ob es tatsächlich keine Chance mehr gibt. Nur weiß ich nicht wann und wie. Ich traue mich nicht, dir zu schreiben. Ich weiß nicht ob es noch zu früh ist. Zu früh für mich? Zu früh für dich? Tatsächlich ist es mir egal ob ich mich lächerlich mache. Aber für mich muss ich irgendwann herausfinden, ob mein Gefühl richtig ist, oder mich getäuscht hat.

Im Moment ist es nicht der richtige Zeitpunkt. Ich hoffe, ich traue mich irgendwann, dir tatsächlich zu sagen was ich fühle.

Jetzt in diesem Moment vermisse ich dich. Sehr. Ich hoffe, es geht dir gut. Ein bisschen hoffe ich auch, dass du auch manchmal an mich denkst…

Carrie
photo credit: Massmo Relsig via photopin cc

 

20 Gedanken zu “Schweres Herz

  1. Das rührt mich sehr an.

    Höre auf dein Herz und auf niemanden sonst. Auch wenn alle sagen du würdest das falsche tun.

    Wir sind für dich da. Immer.

  2. Ein wunderschöner und sehr tiefsinniger Brief. Du hast meinen größten Respekt und meine Hochachtung, diese Zeilen aufgesetzt und hier veröffentlicht zu haben. Dazu gehört sehr viel Mut, aber auch sehr viel Gefühl.

    Ich wünsche Dir, dass Du Dein Glück findest – egal in welcher Form.

  3. Toller, mutiger Text. Auch wenn du den Brief (noch) nicht abgeschickt hast, gehört einiges dazu, Gefühle öffentlich zu machen.
    Ich wünsche dir, dass du dein Glück findest – ob mit oder ohne Tim.

  4. ……und ich hoffe…….das ist NUR ein Blog……..ansonsten kann ich nur eines: mit Dir leiden !
    Aber denk daran: alles vergeht, früher oder später …udn was bleibt ist meistens eine schöne Erinnerung. Denn den Schmerz spürt man nicht mehr mit der Zeit.

  5. liebe carrie, man sollte solche dinge nur abschicken, wenn man eine antwort in beide richtungen (oder im unangenehmsten fall: keine antwort) verkraften kann. sonst hat man NOCH mehr damit zu kämpfen. wenn man aber denkt, dass man soweit ist, sollte man diesem gefühl nachgeben, es lässt einen sonst nicht mehr los. ich drücke dir die daumen, dass der moment für dich bald kommt und dass du so die chance hast, wieder ein stückchen vorwärts zu gehen, egal welche abzweigung auch immer es nehmen wird.

  6. Liebe Carrie ! glaube mir – es gibt nie einen richtigen Zeitpunkt. Es gibt nur falsche Zeitpunkte.
    Und ich denke „er“ hat diese Zeilen mitlerweile doch auch gelesen…nur über Umwege ?

  7. Ach, irgendwie tust Du mir ja schon ein bisschen leid,
    Ich würde dich ja gerne irgendwie trösten. doch Sätze wie: „ich sehe uns nicht zusammen“ sind eigentlich die nette Form der Version: „HAU AB!“
    Die sind auf einem Level mit: „Du hast einen besseren als mich verdient“, oder „ich muss erst mal zu mir selber finden“.
    Wischiwaschi Aussagen, die den eigentlichen Grund verschleiern sollen, bzw. wenn es eigentlich keinen richtigen Grund gibt, aber man eben keinen Bock auf eine Riesenszene hat. Deeskalierend und ein Hintertürchen aufhaltend. Nicht nett, aber im Krieg der Geschlechter gelten leider weder die Genfer Konventionen, noch die Haager Landkriegsordnung – da ist alles erlaubt..
    Kopf hoch.. es wird schon noch der eine Richtige kommen..

  8. Du hattest Tim doch über Freunde kennen gelernt. Können die denn nicht die Lage ausloten? Dezent Anfragen wie Tim auf Dich zu sprechen ist und je nach Reaktion kannst Du Dir das Abschicken entweder sparen oder aber mit etwas Abstand, damit es nicht zu auffällig ist, abschicken.

  9. Pingback: Senile Date-Flucht | Is it Love?

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